Was genau macht eine Person, die für Material Compliance zuständig ist und wie sieht der Weg in dieses Berufsfeld aus?

Maike Paehler-Zitat

In unserem Interview mit Maike Paehler erfahren wir, wie vielseitig und anspruchsvoll dieser Beruf ist. Sie teilt Einblicke in ihre tägliche Arbeit, von der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen bis hin zur Entwicklung nachhaltiger Produkte. Erfahren Sie, welche Herausforderungen sie dabei meistert und wie sie mit ihrem Engagement zum Umwelt- und Gesundheitsschutz beiträgt. Ein spannendes Gespräch über ein zukunftsweisendes Berufsfeld!

 

Maike Paehler
Maike Paehler, Compliance Managerin bei KROHNE Messtechnik GmbH

Frau Paehler, wie sind Sie zu einer Karriere im Bereich Material Compliance gekommen, und was motiviert Sie in diesem Berufsfeld?

Ich habe nach dem Chemiestudium angefangen als Entwicklerin für elektrochemische Sensoren zu arbeiten. In dem Arbeitsbereich hatte ich erste Berührungspunkte mit dem Thema Material Compliance, da dieses bei der Produktentwicklung berücksichtigt werden muss. Das hat damals schon mein Interesse geweckt. Dann habe ich intern bei KROHNE das Angebot bekommen in diesem Bereich zu arbeiten, was ich gerne angenommen habe. Aus meiner Sicht wird dieses Thema auch zukünftig wichtig sein, da das Bewusstsein für umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe steigt. Es ist ein wichtiger Teilaspekt beim Eco Design, dem Entwickeln nachhaltiger Produkte.

Was sind Ihre Hauptaufgaben im Bereich Material Compliance, und mit welchen Abteilungen und Stakeholdern arbeiten Sie zusammen? Welche Herausforderungen begegnen Ihnen dabei im Arbeitsalltag?

Zunächst muss ein funktionierender Prozess für das Material Compliance Management vorhanden sein, andernfalls ist dieser zu entwickeln und zu implementieren. Im Rahmen dieses Prozesses muss zu allen Materialien und Artikeln eine Dokumentation bezüglich der Material Compliance Anforderungen erstellt werden. Da Regulierungen, Standards und Marktanforderungen sich verändern, ist eine regelmäßige Pflege der Daten nötig. Dies erfolgt am besten in Kooperation mit weiteren Abteilungen, wie dem Einkauf, der Produktentwicklung oder dem Material- und Komponentenmanagement. Produkte müssen bezüglich ihrer Materialkonformität bewertet werden, bevor sie auf den Markt kommen. Diese ist von den Zielregionen und -märkten abhängig. Hier ist die Unterstützung von Produktmanagement und dem Vertrieb hilfreich. Als Compliance Managerin begleite ich den ganzen Lebenszyklus des Produktes, von der Entwicklung bis hin zur Wiederverwertung bzw. Entsorgung. Das Material Compliance Management ist nicht bei allen Kolleg:innen ein Fokusthema. Daher zählt es zu meinen Aufgaben auf die Umsetzung des internen Prozesses zu achten und Aufmerksamkeit auf die anfallenden Aufgaben zu lenken. Das kann schon mal mühselig sein und bedarf Ausdauer.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit und wie gehen Sie sicher, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Compliance-Richtlinien verstehen und umsetzen?

Ich verfolge gerne die Gesetzeslage und die Diskussionen dazu (z.B. über Arbeitskreise im ZVEI e. V. ) und versuche dann die Neuerungen im Unternehmen zu adressieren, zu koordinieren sowie bei der Umsetzung der Material Compliance Anforderungen zu unterstützen. Die Arbeit ist also sehr interdisziplinär, was mir gefällt, da ich Einblick in viele verschiedene Arbeitsbereiche bekomme. Vor allem kann ich mit meiner Arbeit einen Beitrag zu Umwelt- und Gesundheitsschutz leisten und die Entwicklung nachhaltiger Produkte unterstützen. In erster Linie stehe ich als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Wenn ich den Eindruck habe, dass es irgendwo Missverständnisse gibt, gehe ich auf die Kolleg:innen zu und spreche das Thema an. Bei Bedarf können z.B. auch Schulungen durchgeführt werden.

Welche Kompetenzen sind in Ihrem Berufsfeld besonders wichtig, und wie lösen Sie schwierige Material Compliance-Situationen?

Gute Organisationsfähigkeiten, dazu gehört für mich komplexe Themen in kleine Aufgabenpakete herunterzubrechen und diese sinnvoll zu priorisieren. Die Kommunikation innerhalb des Unternehmens zur Sensibilisierung bezüglich der verschiedenen Material Compliance Themen ist wichtig. Da die Tätigkeit, wie gesagt, sehr interdisziplinär ist und man mit vielen verschiedenen Kolleg:innen Kontakt hat, ist auch die Art der Kommunikation wichtig. Ich habe angefangen im Bereich Material Compliance Management zu arbeiten als das PFAS-Beschränkungsdossier veröffentlicht wurde. Daraufhin haben wir bei KROHNE unser Produktportfolio auf enthaltene PFASs überprüft und auch einen Beitrag im Rahmen der Konsultation bei der ECHA eingereicht. Auch in den USA gibt es mittlerweile verschiedenste Bestrebungen PFAS zu regulieren (Berichtspflichten, Beschränkungen, Verbote). Das nicht einheitliche Vorgehen lässt die Aufgabe immer komplexer werden. Den Überblick zu behalten und die Aufgaben richtig zu priorisieren ist eine Herausforderung. Noch kann ich nicht sagen, wie gut KROHNE sie meistern wird, da die Regulierungsbestrebungen noch nicht abgeschlossen sind.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Berufsbild der Material Compliance Beauftragten entwickelt und welche Tipps würden Sie für eine Karriere in diesem Bereich geben? Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Bereichs?

Das kann ich (noch) nicht beurteilen, da ich erst seit knapp zwei Jahren als Compliance Manager arbeite. Vorher hatte ich nur wenig Berührungspunkte mit dem Arbeitsbereich. Mein Eindruck ist, dass sich das Berufsbild mehr und mehr etabliert, auch wenn die Berufsbezeichnung sehr variabel ist (Beauftragter, Officer, Manager, Koordinator,…). Man muss Spaß daran haben sich mit Gesetzen und Normen auseinanderzusetzen. Die daraus resultierenden Anforderungen müssen an Kolleg:innen und Management adressiert und auch mit diesen diskutiert werden. Kommunikationsfähigkeiten sind also erforderlich. Es kann passieren, dass man auf Leute trifft, die die Sinnhaftigkeit dieser Regulierungen in Frage stellen. Auch mit solchen Situationen muss man umgehen können. Ein Grundinteresse für die Chemie sowie ein Verständnis der Herstellungsprozesse für Chemikalien und Materialien sind sehr hilfreich. Aus meiner Sicht werden die gesetzlichen Anforderungen nicht weniger werden. Ich hoffe, dass es zukünftig mehr Vereinheitlichung geben wird und am besten eine internationale Abstimmung zu diesen Themen, damit neue lokale Regulierungen nicht deutlich von den bereits vorhandenen Gesetzen abweichen. Das ist allerdings eine sehr große Herausforderung, die wahrscheinlich höchstens in Teilen umgesetzt werden kann. Schon heute ist die Substitution von gesundheits- und umweltschädlichen Stoffen ein Schwerpunktthema, das auch im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft weiter vorangetrieben werden muss.


Wer die Inhalte des Artikels weiter vertiefen möchte, kann sich in unserer Lehrgangsreihe weiterbilden. Gemeinsam mit imds professional GmbH & Co KG haben wir ein Programm entwickelt, das sowohl theoretische Grundlagen als auch praxisorientierte Konzepte zur praktischen Umsetzung umfasst.