Die Zukunft der Energie liegt in der Präzision der Messung: Ein Gespräch mit Ines Muskau über die Bedeutung von Smart Metering
In einer Welt, in der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist die genaue Messung und Verwaltung des Energieverbrauchs entscheidend. Wir sprachen mit Ines Muskau, Trainerin für Smart Metering, über die entscheidende Rolle intelligenter Messsysteme.
Frau Muskau, warum ist es wichtig sich mit dem Thema Smart Metering zu beschäftigen? Für wen würden Sie das Training empfehlen?
Das Messwesen liefert die Daten, um den Energieverbrauch, Netzentgelte, Umlagen und Steuern zu berechnen. Ohne die Messwerte kann kein Unternehmen, weder Lieferanten, Netzbetreiber, UNB, BKV etc. Rechnungen schreiben und Geld verdienen. Alle Marktbeteiligten brauchen kongruente Daten, sowohl für den Betrieb ihres Grundgeschäfts als auch die Abrechnung.
Bisher wurden Teile der Daten über Standardlastprofile abgebildet und konnten mehr oder wenige zuverlässig „geschätzt“ werden. Durch die zunehmende Einspeisung volatiler erneuerbarer Energien in sämtliche Netzebenen und die Zunahme von E-Mobilität und anderen signifikanter Lasten (Speicher, Wärmepumpen & co.) stimmen diese Lastprofile nicht mehr mit der Realität überein, so dass immer häufiger manuell in die Netzsteuerung eingegriffen werden muss und erheblicher Aufwand entsteht. Die Kosten für Redispatch stiegen im Jahr 2022 auf rd. 4,2 Mrd. EURO. Die Netzbetreiber benötigen zusätzlich zu den Großverbrauchern auch im mittleren Segment zuverlässige Daten, um ihre Prognosequalität zu verbessern und die Zahl der nötigen Eingriffe zu verringern.
Um die Energiewende nicht nur über die Erzeugung, sondern auch über effizienteren Verbrauch voranzubringen, benötigen auch die Verbraucher zeitnah zuverlässige Daten, um ihr Verbrauchsverhalten anpassen zu können.
Quelle: Ernst Kiel
Was denken Sie sind die zukünftigen Herausforderungen für Unternehmen im Themenbereich des Smart Metering?
Die Einführung des intelligenten Messwesens erfordert bei allen Netzbetreibern, die die gMSB-Funktion übernehmen, umfangreiche Prozess- und Systemveränderungen.
Quelle: Ines Muskau
Nicht nur das Messwesen selbst verändert sich, sondern es hat Auswirkungen in alle Bereiche. Es ist wesentliche stärker IT-lastig und erfordert Kompetenzen, die in den EVU bislang nicht in dieser Form ausgeprägt waren. Energie und IT sprechen unterschiedliche Sprachen, so dass ein enormer Übersetzungsaufwand entsteht. Ein Teil dieses Sprachproblems kann durch die Schulung behoben werden.
Zudem fällt es anderen Unternehmensbereichen leichter, sich auf die nötigen Veränderungen einzustellen, wenn Sie verstehen, warum der Aufwand nötig ist und was die Kolleginnen und Kollegen im Messwesen plötzlich anders machen müssen und warum das bisweilen so schwierig ist. Ohne ausreichendes Hintergrundwissen ist die Verständigung zwischen den Bereichen oft enorm schwierig. Andererseits bietet das neue Messwesen die Basis für neue Digitalisierungsansätze und Geschäftsmodelle, die einen Ausgleich für die anfangs enorm belastenden Einführungskosten ermöglichen.
Quelle: Ines Muskau
Mit welchen rechtlichen Grundlagen sollten sich Unternehmen vor allem befassen und welche Folgen drohen bei Nichtbeachtung?
Bis zum 31.12.2025 müssen alle Netzbetreiber 20% der Zählpunkte mit einem Jahresstromverbrauch von 6.000 – 100.000 kWh mit intelligenten Messystemen (iMSys) ausgerüstet haben. Da die Einführungsprojekt oft langwierig und kompliziert sind, sollte spätestens im zweiten Halbjahr 2024 begonnen werden. Ansonsten droht die Aberkennung der Grundzuständigkeit durch die BNetzA.
Möchten Sie sich weiter über das Thema Smart Metering informieren? Hier finden Sie unser Online-Seminar zum Thema: https://zvei-services.de/Veranstaltungen/smart-metering-von-den-grundlagen-zur-anwendung/
Zu den metering days, dem größte Jahresevent für die Smart Meter Branche, geht’s hier: https://metering-days.de/